Bereits die Auseinandersetzung mit den textuellen Manifestationen von kulturellen Phänomenen d.h. die rekonstruktive Textanalyse hat letztlich die Substarte von Handlungen zum Gegenstand, nämlich von Handlungen der ästhetischen Hervorbringung. Mithin nimmt die Textanalyse nicht nur eine Bestimmung von historischen, textuellen Bedeutungen im herkömmlichen philologischen Sinn vor, sondern vollzieht auch eine handlungstheoretisch geleitete methodische Rekonstruktion von mentalen Interaktionen bzw. von Handlungen der medial basierten Interaktionsanbahnung. Diese gehen vom 'Kompositionssubjekt' des Textes aus und sind auf die/en Leser/in gerichtet und sie sind dem Textgegenstand handlungsdynamisch inhärent. Somit kann schon die Analyse der literarischen und medialen "Werke" nicht lediglich form-deskriptiv, historisch oder exegetisch im geläufigen Sinn verbleiben (was ja spätestens für die zweite Säule dieser multi-methodischen Herangehensweise an Kulturforschung die empirische Interaktionsforschung ganz und gar nicht gangbar wäre). Vielmehr wird auch die Textanalyse rekonstruktiv-verstehend in einem auch psychologischen Sinn vorgehen und Handlungsstrukturen der ästhetischen Interaktionsanbahnung nachvollziehen.
Daraus freilich ergibt sich die Notwendigkeit, geeignete methodische Erweiterungen zu entwickeln. Neben den grundständigen Verfahren der semantisch-syntaktischen sowie der struktur- und isotopen-analytischen Bestimmung werden auch Verfahren der qualitativ-sozialwissenschaftlichen Hermeneutik, z.B. der Sequenzierung und sequenziellen Hypothesenbildung, in die Analyse literarischer Texte mit einbezogen. Ferner kommen Analyseverfahren der Textlinguistik und der interdisziplinären Narratologie zum Einsatz. Hierdurch steht eine stärkere Verfahrenskontrolle und intersubjektive Überprüfbarkeit der hermeneutischen Schlüsse in Aussicht, mittels derer literaturwissenschaftliche Textinterpretationen die sich manchmal als methodisch ungesichert, vage oder gar als willkürlich verdächtigen lassen mussten besser abgesichert werden können.
Dieser ersten Arbeitsdimension ist meine Habilitationsschrift gewidmet (aber auch jüngere Beiträge ["Die Wüste lebt." Murakami (2008d)]), die einen Versuch der theoretischen Modellbildung von 'Literarischer Interaktion' unternimmt sowie eine exemplarische Durchführung von handlungstheoretisch und psychologisch fundierten Analysen literarischer Texte vollzieht. Eine jüngere Präzisierung des methodologischen Ansatzes, der auch auf Textlinguistik und interdisziplinäre Narratologie zurückgreift, liegt derzeit in Form von Antragsskizzen für die Drittmitteleinwerbung vor.
[Towards a new interdisciplinarity (2008s), Qualitative interaction research]
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