Qualitative Literatur- und Medien-Interaktionsforschung

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Zweifaches Gegenstandsverständnis

Der handlungstheoretischen Grundlegung folgend ist ein zweifaches Gegenstandsverständnis erforderlich: In einem ersten Zugang können Literatur, Film und Medien als textlogische Manifestationen zunächst deskriptiv aufgefasst werden. In dieser Hinsicht sind die "Werke" inhaltlich-strukturell sowie form- und motivgeschichtlich beschreibbar wie auch in ihren intertextuellen Bezügen nachvollziehbar.

Im zweiten Zugang jedoch können die "Werke" in ihren praxeologischen und psychischen Zusammenhängen für diejenigen Menschen rekonstruiert werden, die sie hervorbringen oder rezipieren. In dieser Hinsicht sind Literatur, Film und Medien als intentionale und funktionsgeleitete ästhetisch-mediale Interaktionen zu begreifen, die sich im Gefüge von mentalen Autor-Text-Rezipient-Beziehungen ereignen und die wesentlich mit den lebensgeschichtlichen und historischen Erfahrungen der Beteiligten zu tun haben.

Die "Werke" sind somit "Dialog" und "Gespräch" in einem nicht nur rein metaphorischen Sinn; und daraus ergeben sich methodologische Implikationen auch bereits für die Textanalyse – wie dies selbstverständlich für die empirische Rezeptionsanalyse gilt. Umso mehr stellt ein zweifaches Gegenstandsverständnis die Möglichkeit bereit, der verschiedentlich an die Philologien gerichteten Empfehlung nachzukommen, "als Textwissenschaften auch Handlungswissenschaften zu sein", wie Martin Seel in seinem Zeitungsbeitrag zur Geisteswissenschaften-Debatte des Jahres 2004 schrieb.
[Empirisch gestützte psychoanalytische Literaturforschung (2006c), Der Mensch – ein Homo Narrator (2006e), Geisteswissenschaften und Psychologie (2008l)]

 
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